Digitale Schultasche 3: Zwischenbericht nach 14 Tagen

Nun habe ich etwa 14 Tage das iPhone als Verwaltungsassistenten und Unterrichtsbegleiter im Einsatz. Wohl ein angemessener Zeitpunkt, um ein erstes Resümee zu ziehen.

Allgemein (Handling, Akzeptanz)

Der Umgang mit dem iPhone geht mir mittlerweile flüssig von der Hand; als sehr hilfreich hat sich dafür ein Stylus erwiesen, mit meinen „Stummelfummeln“ (Lisa Simpson) kann ich nicht so schnell und fehlerfrei tippen wie mit dem Stift. Fürs iPhone bzw. eigentlich fürs iPad gibt es diverse Eingabestifte. Wichtig ist dabei, dass es sich um sog. „kapazitive“ Modelle handelt. Diese müssen nicht teuer sein, mein Stylus hat um die 6,- € gekostet.

Was (immer noch) nervt, ist das große „Oh-und-Ah“, das sich aus der Schülerschaft erhebt, wenn ich das Gerät zücke; ein unbestreitbarer Nachteil, wenn man mit einem Gerät arbeitet(!), das vorwiegend als Statussymbol und Luxusspielzeug angesehen wird. (Ich hoffe, das wächst sich alsbald aus. Als ich anno 2006 angefangen habe, meine Tafelbilder mittels eines SonyEriccson W810i zu fotografieren, war die Resonanz ähnlich. Gottseidank hat sich der Effekt dann zunehmend – mit jeder neuen Handygeneration – abgenutzt. Ähnliches erhoffe ich mir für das iPhone.)

Die Resonanz im Kollegium ist – erwartbar – gemischt; einige Kollegen, die ebenfalls schon mit einer Anschaffung geliebäugelt haben (etwa, um TeacherTool zu nutzen), sind natürlich sehr interessiert. Nicht wenige befürchten aber auch, dass eine iPhone-gestützte Verwaltung zu fehleranfällig sei und von der Technik abhängig mache. Und einigen ist der Funktionsumfang noch zu gering („Wenn es korrigieren kann und Elterngespräche für mich erledigt, schaffe ich es mir auch an.“).

Software im Alltagseinsatz

Verwaltungsaufgaben bewältige ich mit drei Programmen (Omnifocus, Teachertool, neu: MiCal (s.u.)), über die ich hier ausführlich etwas geschrieben habe; ich beschränke mich nun auf Bemerkungen zur Usability (ja, das klingt m. E. besser als „Gebrauchswert“). Das Fazit vorweg: Ich konnte die Programme bislang prima in meinen Workflow integrieren, ohne diesen um die Softwarearchitektur drumherum stricken zu müssen. Allerdings liegt der Teufel manchmal im Detail.

TeacherTool fand ich ja schon bei der Erstbegegnung großartig, auch nach intensiver Nutzung hat sich diese anfangs vielleicht überschwängliche Einschätzung nicht verändert: eine sehr durchdachte Software, die einige Funktionen praktisch bündelt und mit einiger Übung und Überlegung im Unterricht genauso schnell funktioniert (wenn nicht gar schneller) als die handschriftliche Notiz. Gerade bei der Erfassung von Fehlzeiten ist TeacherTool unschlagbar, und auch Bemerkungen zu nicht gemachten Hausaufgaben sind blitzschnell gemacht (an dieser Stelle habe ich die Bemerkungen für den Hausgebrauch noch optimiert: oHA und oMA habe ich an die Stelle der vordefinierten Bemerkungen „Ohne Hausaufgaben“ und „Ohne Material“ gesetzt, weil das Tippen so schneller geht: für eine HA-Bemerkung drücke ich zwei Tasten, für eine oMA-Bemerkung drei). Auch die Checklisten helfen mir, im Tagesgeschäft den Überblick zu behalten.

Ironischerweise nutze ich das, was TeacherTool eigentlich im Kern ausmacht, nämlich die Notenverwaltung, eher zurückhaltend. Das liegt daran, dass ich im Alltag Schülerbeobachtungen nicht sofort in Noten umsetze, sondern sie in Symbolen (++, +, ±, -, –) nebst Bemerkungen festhalte. Diese bekomme ich nicht so schnell mit der Software hin und will sie auch nicht sofort in Notenstufen ‚übersetzen‘. Also bleibt es da bei der handschriftlichen Notiz im Kalender oder Kursheft. (Die gesammelten Notizen übetrage ich dann daheim in TeacherTool in Noten, die ich für die sonstige Mitarbeit je Kalenderwoche vergebe.) Das hat überdies den Vorteil, dass die Schüler nicht immer in Angst/Ehrfurcht erstarren, wenn ich das iPhone zücke, weil sie vermuten, es würden irgendwelche Noten notiert. Bislang war ich nicht der Lehrertyp, der fortwährend mit seinem roten Notenbüchlein vor der Klasse hantiert und will auch nicht zu einem solchen mutieren.

Die Kursbuch-Funktion ist hingegen noch wenig komfortabel, ich nutze sie – sporadisch – zur Dokumentation (die allerdings hauptsächlich über Evernote (s.u.) erfolgt). Wenn erst einmal eine Desktop-Variante vorliegt, könnte das Programm aber hier sicher auch noch punkten.

À propos: Die neue Version 2.6 wird wohl im April erscheinen und bietet erweiterte Importfunktionen, die v. a. für die Anlage neuer Kurse nützlich sein dürften. Die plattformunabhängige(!), javabasierte Desktop-Variante ist für das neue Schuljahr angekündigt. Auf diese freue ich mich besonders, dann wird das Programm noch leichter zu bedienen sein.

Den täglich anfallenden Kleinkram erledige ich mit Omnifocus, ohne dass ich der dahinter stehenden Konzeption GTD im Detail folgen würde; als digitales Kurz- und Langzeitgedächtnis speichert es die vielen kleinen und mittelgroßen Tasks, die ich immer mal wieder aus den Augen verliere (Beamer reseviert?). Das Handling ist bestechend einfach, die Synchronisation und das Backup laufen blitzschnell und automatisiert im Hintergrund ab. Die native Kalender-App des iPhones habe ich unterdessen durch miCal ersetzt, das mir im Umgang und in der Optik mehr zusagt; das Programm synchronisiert problemlos mit iCal.

Evernote (in der Premium-Variante) ist für mich jetzt die Software für die Unterrichtsvorbereitung und -dokumentation. Ich habe mir für jeden Kurs ein Notizbuch angelegt, in das ich die einzelnen Unterrichtsstd. als Notizen einpflege. Die Notizen lassen sich problemlos mit Anhängen versehen, so dass ich das jeweilige Arbeitsblatt – sofern vorhanden – als PDF beifüge. Nach der jeweiligen Unterrichtsstd. werden noch die fotografierten Tafelbilder zur Dokumentation angefügt. Die Ergänzungsfunktionen der mobilen Variante sind zwar begrenzt, reichen aber durchaus für unterwegs. Größere Änderungen mache ich dann wieder zu Hause.

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