Mein Rückblick auf die DIGGI ’17

In den letzten zwei Tagen war ich auf der DIGGI ’17, einer vom Zentrum für LehrerInnenbildung der Uni Köln veranstaltete Tagung zum Thema „Enter Next Level Learning: Digitalisierung trifft Lehrerausbildung“.

Meine Zielsetzung im Vorfeld: Warum war ich da?

Auf die DIGGI ’17 bin ich von einem Kollegen (Twitter) aufmerksam gemacht worden und habe dann bei meiner Schulleitung Interesse angemeldet, für die Steuergruppe hinzufahren. Da die Tagung sich mit Fragen beschäftigt, die Thema unserer Schulentwicklung sind, war das Placet der Schulleitung leicht zu erringen.

DIGGI ’17

Zum einen bin ich also zur DIGGI ’17 gefahren, um (konkrete) Impulse für unsere Schulentwicklung zu erhalten. Zum anderen bin ich aber auch als Fachleiter zur Tagung gereist, weil Digitalisierung ein Thema ist, das dringend auch für die Referendarsausbildung aufgearbeitet werden muss; immerhin sieht das Kerncurriculum für den Vorbereitungsdienst vor, dieses Thema explizit aufzugreifen. Auch in dieser Hinsicht – ich bin im Vorbereitungsteam einer entsprechenden Fortbildung an meinem Seminar – habe ich mir Input erwartet.

Meine Erwartungen, das kann ich hier schon vorweg nehmen – Spoiler-Warnung –, wurden erfüllt: Ich habe sowohl Vorträge gehört, die mich gedanklich weitergebracht haben (zum Teil hatte ich das nach den Ankündigungen im Programm nicht erwartet), und ich habe Workshops besucht, die komplett aus der schulischen Praxis erwachsen sind – vom Praktiker für den Praktiker – und zum Nachbauen/Nachahmen förmlich einladen. Unter diesem Gesichtspunkt war die DIGGI ’17 ein voller Erfolg!

DIGGI ’17: der Donnerstag (28. September)

Aufgrund einer dienstlichen Verpflichtung konnte ich am Mittwoch leider noch nicht an der DIGGI ’17 teilnehmen, was ich sehr bedauere. Gerade den Vortrag von Christian Bauckhage hätte ich sehr gern gehört, weil er gleich mehrere meiner Interessen bemüht. Ich hoffe, dass irgendeine Form der Dokumentation dieses Vortrags ihren Weg ins Netz findet. Nachtrag 30.9.: @matkost04 verdanke ich den Hinweis auf einen ähnlich gelagerten Vortrag von Christian Bauckhage.

Aber am Donnerstag war ich dann endlich dabei – und direkt von Beginn an von der sehr professionellen Durchführung der Tagung begeistert (von der Orga bis zum Catering lief alles problem- und geräuschlos; das ist eine beeindruckende Leistung).

Aber nun zu den einzelnen Veranstaltungen:

DIGGI-Log: opening talk

Gleich die erste Veranstaltung war eine kleine Enttäuschung; die Podiumsdiskussion zu Digitalisierung und den daraus erwachsenden Anforderungen an die Schule war von einer – vielleicht dem Format geschuldeten – Holzschnittartigkeit, bei der ich unwillkürlich an den „bedeutenden“ Schulreformer Richard David Precht denken musste. Die rundweg vernünftigen Beiträge, die Myrle Dziak-Mahler, Geschäftsführerin des ZfL, beisteuerte, bekamen immer wieder (verdienten) Applaus, weil sie zu Augenmaß und Optimismus mahnten.

Vortrag: Arbeiten 4.0 und Kompetenzen 4.0

Digitalisierung als disruptive Veränderung

Die erste key note war ein Vortrag von Jutta Rump, Professorin für Betriebswirtschaftslehre, die das Phänomen „Digitalisierung“ in andere disruptive gesellschaftliche Entwicklungen einordnete und die Bedeutung der anstehenden und sich aktuell vollziehenden Veränderungen sehr eindrücklich darstellte. Der Gedankengang ihres Vortrags kann in einem auf ihrer Homepage veröffentlichten Paper nachvollzogen werden.

Workshop: Digitale Geräte im Klassenzimmer – wie geht das?

Der erste Workshop des Tages war direkt ein Sahnestückchen und hätte allein schon die Fahrt nach Köln gelohnt: keine wolkige Theorie, die der empirischen Überprüfung noch harrt, sondern Erfahrungsberichte von Praktikern, die die Herausforderungen gemeistert haben, vor denen wir selbst erst noch stehen.

Zwei Kollegen vom Einhard-Gymnasium in Aachen stellten das Medienkonzept der Schule vor, das auf dem Prinzip des BYOD („Bring your own device“) fußt, und stellten dabei sehr deutlich auch die Klippen dar, die es zu umschiffen gilt. Einen ersten, durchaus beeindruckenden Überblick bietet die Homepage der Schule.

Auch wenn wir noch am „Clara“ am Anfang stehen, haben wir – dieses Fazit ziehe ich aus dem Workshop – einiges schon direkt richtig gemacht: für breite Akzeptanz sorgen, transparente Entscheidungsprozesse, alle Gruppen in der Schulgemeinde „mitnehmen“. Die geplanten „Mikro-Fortbildungen“ (zu Weblogs und Apps) sind ein weiterer sinnvoller Baustein auf unserem Wege.

Vortrag: Kooperative Textproduktion in digitalen Medien

Wie sich schnell herausstellte, war ich die falsche Zielgruppe: Bei diesem Workshop ging es vorrangig um Schreibdidaktik für die Grundschule. Der Vortrag war für sich genommen interessant, und die Referenten suchten sehr offensiv das Gespräch mit dem Publikum, aber der digitale Aspekt der kooperativen Textproduktion war doch sehr basal und für mich nichts Neues.

DIGGI ’17: der Freitag (29. September)

Am Freitag ging es mit medienpädagogischem Schwerpunkt weiter:

Vortrag: Digital Literacy

Wie steht man als Lehrer zu digitalen Medien?

Renee Hobbs vom Media Education Lab der University of Rhode Island (USA) skizzierte in ihrem Vortrag die Ansprüche, die man an eine recht verstandene Digital Literacy zu stellen habe; illustriert wurde dies an zahlreichen Beispielen von „fake news“ (den Ausdruck selbst lehnte Prof. Hobbs ab). Hilfreich: der Test, der die eigene Haltung zu digitalen Medien ermittelt. (Mein Testergebnis.)

Workshop:  Medienpädagogik in der Schule ist notwendig – aber wie ist es eine Bereicherung für meinen Unterricht?

Das zweite Praktiker-Sahnestück der Tagung: der Vortrag von Frajo Ligmann (Fachleiter am ZfsL Jülich und Betreuer von iPad-Klassen am Gymnasium Würselen) hat mir das Konzept des Flipped Classroom, das ich zwar schon länger kannte, aber eher „unsexy“ fand, nähergebracht – gerade weil es ihm gelingt, die Passivität des Konsums von Lernvideos durch interaktive Elemente zu durchbrechen. Das möchte ich unbedingt ausprobieren. Nach dem Vortrag war noch Zeit für Nachfragen, die der Referent geduldig beantwortete. Jetzt – nach dem Einblick in diesen Erfahrungsschatz –möchte ich auch Tablet-Klassen an meiner Schule – am liebsten mit iPads. (Sehr lesenswert: das iPad-Konzept des Würselener Gymnasiums.)

Gerade der letzte Workshop hat mich zum Nachdenken angeregt: Vielleicht sind Mediendidaktik und -pädagogik der Schlüssel zur Lernumgebung, unserem zweiten Entwicklungsschwerpunkt: Tablets verheißen Individualisierung und Mobilität – müssen wir dann unsere Klassenräume so vollstellen?

Auf der Tagung habe ich jedenfalls mehrere Ansprechpartner kennengelernt, die zum Teil schon da sind, wo wir hinwollen, und uns auf diesem Weg unterstützen könnten, weil sie auf die gleichen Schwierigkeiten gestoßen sind wie wir. Absolut sehenswert in diesem Zusammenhang: der Vortrag von Frajo Ligmann zum Scheitern des ersten Medienkonzepts und zum Erfolg des zweiten (gut investierte 20 Minuten).

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