Philosophie ist eigentlich eine höchst abstrakte Angelegenheit; nicht um das Konkrete ist es uns zu tun, sondern ums Allgemeine: Nicht der aktuelle Zahnschmerz interessiert uns Philosophen, sondern der Schmerz-an-sich, das Wesen des Schmerzes. (Zugegeben, auch Philosophen haben, wenn sie Zahnschmerzen haben, notgedrungen Interesse am Konkreten.)
Um aber verstanden zu werden, braucht Philosophie nicht selten Konkretes, Anschauliches: das Beispiel, die Analogie, die Metapher oder die Allegorie. Jostein Gaarder hat etwa in Sofies Welt eine ganze Reihe von Konkreta bemüht, um seine Protagonistin in die Philosophie einzuführen: Spiegel als Wege zur Selbsterkenntnis, Legosteine, um dem antiken Atomismus beizukommen, …
Wie ich von Stefan Höltgen via Facebook erfahren habe, ist der Berliner Autor Hanno Depner jetzt noch einen Schritt weiter gegangen und hat einen Bastelsatz entwickelt, mit dem man sich die Gedankenwelt eines Philosophens schneidend und klebend erschließen kann. Ausgewählt hat er – ausgerechnet – Immanuel Kant und näherhin die Kritik der reinen Vernunft, ein Werk, das nicht eben im Verdacht steht, leicht zugänglich zu sein oder durch seine große Anschaulichkeit zu bestechen (obschon Kant natürlich schon mit Beispielen arbeitet).
Umso gespannter darf man auch den „Kant für die Hand“ sein, der jetzt im Knaus-Verlag erschienen ist. Auf der Verlagshomepage findet man auch eine Videobastelanleitung, damit man mit dem Bausatz nicht verzweifelt. Eine großartige Idee, wie ich finde, die im Unterricht in verschiedener Form aufgegriffen werden könnte: (1) Deppners Kant-Modell basteln lassen, (2) eigene Modell-Ideen entwickeln und umsetzen lassen („Do-it-yourself-Leviathan“) (3) Analyse der Modelle auf ihre Stichhaltigkeit.
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